3. Glaube, um glauben zu können

Natürlich gehören bewusste Entscheidung und Fehler zu unserem Leben, wie es der Wechsel von Tag und Nacht, ja die Existenz von Sonne und Mond es tun. Doch was wir daraus machen, das steht wortwörtlich auf einem anderen Blatt geschrieben. Denn, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, unsere Existenz ist begrenzt, genau wie die Welt, in der wir leben. Auch wenn wir uns dessen wohl zu 90 Prozent unserer Zeit nicht bewusst sind. Wir alle sind Teil von etwas Großem. 


An alle die nun denken, dass dieser Blogpost nun eine ziemlich transzendente Richtung einschlägt, ich kann euch beruhigen. Ich kehre nach ein paar einführenden Abstrakten Gedanken schnell wieder zu dem praktischen Teil und dem eigentlich Thema dieses Blogs zurück, nämlich dem Glauben an Glück und Veränderung. 

 

Doch da ich keine wissenschaftliche Abhandlung schreibe und mich an keine Vorschriften zu halten habe, räume ich hier bewusst ein bisschen Raum für das ein, was unseren Verstand möglicherweise übersteigt. 

Den Glauben. 

Wobei ich diese nominalisierende Bezeichnung schon immer als schwierig empfunden habe. Denn ist Glaube nicht eher ein Gefühl, ein Weg, eine Form der Lebensführung? In meinen Augen ist er das jedenfalls zu jeder Zeit. Und wenn ich hier von glauben spreche, meine ich nicht den religiösen Glauben an eine dogmatische Religion, an ritualisierte Verhaltensweisen, an die Existenz von Übernatürlichem. Nein, vielmehr glaube ich, dass uns allen nicht bewusst ist, wie zentral genau diese Gabe, diese Fähigkeit zu glauben für unsere Existenz ist. 


Denn mit der Fähigkeit, glauben zu können, können wir buchstäblich Welten bewegen.
Oder hätte der gute Herr Kolumbus wohl die weite Reise über den scheinbar unbezwingbaren Ozean angetreten, wenn er nicht an den Erfolg seiner Expedition geglaubt hätte? Hätten sich die alten Römer (und damit meine ich wohlgemerkt nicht die Gladiatoren, Eroberer und Kriegsherren, sondern eher die, die auch heute noch mit der Waffe der Sprache kämpfen) wohl ein ganzes Volk, ja gar den halben Kontinent, sich geistig zu eigen machen könnten, wenn sie den Menschen nicht eine Substanz des Glaubens gegeben hätten?
Hätten wir Mittel gegen Cholera, Pest, HIV und andere scheinbar unbezwingbare Krankheiten entwickeln können, wenn nicht eine Hand voll mutiger, zielstrebiger Ärzte, an das Können der Medizin geglaubt hätten?

Wohl kaum. 


Vielleicht würden wir heute immer noch an die Existenz der Welt, als an ihrer Rändern unbezwingbare, gefährliche, endgültige Scheibe glauben, gäbe es da nicht jemand, der an die Wissenschaft glaubte? Ja, ganz richtig, glauben ist dabei nicht immer logisch.

Glauben macht nicht immer Sinn und doch ist es das Einzige, was uns einen Sinn zu geben scheint. Weshalb wir diese Gabe, dieses Gefühl, die Fähigkeit über Jahre und Jahrtausende trainiert und perfektioniert haben. 

 

Viele Menschen denken auch heute noch, dass Wissen unsere mächtigste, gar unsere wichtigste Errungenschaft ist. Dem will ich gar nicht widersprechen. Jedoch will ich genau jenen zu denken geben, dass das Wissen nichts ohne den Glauben daran (wert) ist. Denn wie viel von dem Wissen, dass die Welt, in der wir heute leben, erschaffen hat ist wirklich erfahrbar, gar spürbar? Ich würde behaupten ziemlich wenig.
Gesetze der Physik, der Chemie, der Biologie, der Psychologie, ja sogar jene der Astrologie beeinflussen uns in so bahnbrechender Weise, ohne dass wir die Prozesse, die unser Leben steuern und beeinflussen auch nur im geringsten Ansatz mit unseren scheinbar begrenzten menschlichen Sinnen begreifen können. 


Schon immer war es der Glaube an etwas, der unser irdisches Bewusstsein übersteigt, der den Beginn einer Veränderung bedeutete.
Natürlich können wir uns heute Bilder der Erde anschauen, auf denen die Welt als Kugel und nicht als Scheibe abgebildet ist und uns somit ihre Existenz beweist, doch ist es nicht erst unser Glaube an die Echtheit, der uns diese Tatsache wirklich begreifen lässt? Ist es nicht der Glaube an eine politische Führung, in welcher Art und Weise diese auch ausgeübt wird, die eine Gesellschaft formt? Wären wir ohne Glauben, ohne die Fähigkeit, die Grundlage jeglicher Form von Vertrauens schafft, nicht immer noch an dem Punkt, an dem sich jeder vor einem anderen in Acht nehmen müsste. An dem wir mit Pfeil und Bogen, ja vielleicht auch Schusswaffen und Handgranaten einander gegenüberständen, und uns selbst beschützen müssten. Womöglich. 


Natürlich ist es genau so gut möglich, dass es nicht der Glaube, sondern der menschliche Wunsch nach Sicherheit ist, der blinden Gehorsam ermöglicht. Denn gehen wir davon aus, die Fähigkeit zu glauben ist ein Geschenk, eine Fähigkeit, die uns dankbar machen sollte, wie gehen wir dann mit Enttäuschungen um, die auf unserem Glauben beruhen? In denen unser Glaube fälschlicher Natur ist, missbraucht oder sogar ausgenutzt wird. Wäre es da nicht sicherer, nicht besser, einfach an nichts zu glauben und nur auf das eigene Ich, die innere Stimme zu vertrauen.
Doch auch an diese Stimme, an uns selbst, müssen wir glauben um sie hören zu können. Denn ohne Zweifel hätten wohl keine Krisen überwunden, gar Kriege beendet werden können, ohne Menschen die an nicht an das glaubten, was ihnen die Welt vorgab, sondern an das, was ihre innere Stimme ihnen sagte.

 

Doch es nicht genug, auf diese Stimme zu hören, so wusste schon Ghandi, einer der unzähligen Menschen, die sein Leben für den ihren Glauben an eine bessere Welt lebte: 

 

Was ist der Glaube wert, wenn er nicht in die Tat umgesetzt wird? 

 

Wir glauben so viel von dem, was uns andere Menschen, die Medien oder unser soziales Umfeld uns vorgeben zu glauben. Doch wo ist die Grenzen zwischen glauben, vertrauen und gehorchen? Natürlich dürfen wir nicht aufhören, an das zu glauben, was andere Menschen uns mitgeben. Natürlich können wir nicht immer nur auf unsere eigene Stimme, den eigenen Verstand hören. Wir können von der Welt mit inzwischen fast drei einhalb Milliarden Menschen profitieren, uns Geschichten anhören, vermitteltes Wissen aufnehmen, erwerben und weitergeben. Doch dabei sollte es stets unsere Aufgabe sein, unseren Glauben zu hinterfragen. Denn es kann nie das reine Wissen sein, dass uns voran bringt. Erst der Glaube, und so bin ich der festen Überzeugung, versetzt Berge. 

 

Und dabei ist es (fast) egal, an was wir glauben. Denn ist es nicht oft allein das Bewusstsein, glauben zu können; an eine höhere Macht, an eine stabile Regierung, an unsere Mitmenschen oder auch an uns selbst, das uns Sicherheit gibt? Nur wer bewusst die Entscheidung trifft, an das Eine oder das Andere zu glauben, wird es auch tun. Und sich damit in einen sicheren Hafen der Zufriedenheit begeben. 


Denn der Glaube wird doch oft dann gerade dann essentiell, manchmal gerade zu existentiell, wenn uns das Leben in eine Krise stürzt. Oder unter Umständen auch in mehrere gleichzeitig. Denn was hält uns dann noch am Leben? 
Was ermutigt uns, weiter zu machen, wenn uns ein geliebter Mensch genommen wird. Sei es durch Trennung oder Tod. Was gibt uns die Kraft aufzustehen, wenn es scheinbar niemanden gibt, der uns in unserer Situation helfen kann. Wenn alles aussichtslos erscheint. Was gibt uns den Mut, neue Wege zu gehen, wenn wir an unserem eigenen gescheitert sind. 
Ganz richtig, es ist der Glaube. 


Der Glaube an das Gute, an Schicksal, an Gott, an unsere eigene Kraft. Worauf auch immer sich unser Glaube bezieht, egal welches Objekt ihm zugrunde liegt, wir müssen an etwas glauben, um Krisen bewältigen zu können. Und genau so müssen wir an uns und die Welt glauben, um etwas bewegen, etwas verändern zu können. 


Denn in einer Welt ohne Ideen, ohne scheinbare Utopien, ohne Träume, wird sich nie etwas verändern. Und da wir selbst der Anfang jeder Veränderung sind, müssen wir bei uns selbst anfangen. Wir müssen bewusst darüber entscheiden, in welche Richtung wir laufen wollen. Ob wir den einfachen Weg wählen, oder ob wir unser Träume und unsere Utopien verfolgen, mit der Gefahr daran zu scheitern. Was wir tun werden, immer und immer wieder. Wir werden scheitern. Werden verzweifeln, leiden, schwarz malen.

Doch wir werden auch wieder aufstehen. Voller Mut und Hoffnung, voller Energie und Elan. Und dann, wenn wir an dem Punkt sind, an dem wir uns selbst überzeugen können, weiter zu machen, wird uns unser Glaube Kraft geben. 


Die Kraft, weiterzumachen. Die Kraft, unser eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Um so zu schaffen, was dringend nötig ist. Das, was wir alle brauchen: Veränderung

 

Und wir Menschen sind es, die nicht nur die Ideen für Veränderungen entwickeln, sondern auch diejenigen, die das Potential haben, sie auszuführen. 


Wenn wir nur daran glauben. Dann, ja dann, ist alles möglich. 

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